stroboskopisches Sehen

stroboskopisches Sehen,

 

die Wahrnehmung von Bewegung (stroboskopische Bewegung), wenn dem visuellen System in schneller Folge (intermittierend) stillstehende, räumlich und zeitlich genügend benachbarte optische Reize (z. B. durch Bilder) dargeboten werden, die den Reizen durch die Wahrnehmung der aufeinander folgenden Phasen einer entsprechenden wirklichen oder denkbaren Bewegung gleich sind oder nahe kommen. Dabei hängt das stroboskopische Sehen außer von der Reizdauer und der Dauer der zwischen den Reizen liegenden Pausen auch von der Intensität der Reize beziehungsweise dem Verhältnis zwischen deren Intensität und der Lichtintensität in den Pausen ab. Je nach den Werten dieser Größen werden zwei aufeinander folgende Reize einzeln wahrgenommen (z. B. bei zu langen Pausen) oder sie verschmelzen zu einem einzigen Reiz (z. B. bei zu kurzen Pausen); das stroboskopische Sehen von Bewegung liegt zwischen diesen beiden Extremen, gegebenenfalls unter Wahrnehmung eines Flimmerns, wenn die Bildwechselfrequenz zu gering ist. Beispiele für stroboskopisches Sehen sind neben den bekannten kleinen Blätterbüchern (»Daumenkino«) das Phi-Phänomen und das Radphänomen. Bei Letzterem wird ein sich drehendes Rad mit Speichen (oder einem anderen periodischen Muster) intermittierend (»stroboskopisch«) beleuchtet oder durch Blenden dem Blick entzogen. Je nach dem Verhältnis der Beleuchtungs- beziehungsweise Ausblendungsfrequenz zur Drehzahl des Rads scheint dieses zu stehen oder sich vorwärts oder rückwärts zu drehen (Stroboskop). Wichtige praktische Anwendungen findet das stroboskopische Sehen außer beim Stroboskop (dort häufig in der Form der Wahrnehmung eines Stillstands einer wirklichen periodischen Bewegung) in der Filmtechnik und beim Fernsehen. In der Wahrnehmungspsychologie dient es zur Untersuchung des Bewegungssehens.